Es gibt in Deutschland wohl kaum ein Ritual, das gleichzeitig so herzerwärmend und so abenteuerlich ist wie der jährliche Tannenbaumtransport. Man fährt entspannt los – und kommt fast immer mit einer kleinen Geschichte zurück. Manche davon sind herrlich, manche heldenhaft, manche… sagen wir, mutig.
Tannenbaum to go
Wer viel auf der Straße unterwegs ist, sieht in diesen Wochen alles: Bäume, die wie Segel wirken. Bäume, die quer hängen. Bäume, die aussehen, als hätten sie ein Eigenleben. Und Menschen, die der Überzeugung sind, „wird schon halten“. Dabei ist es ein Riesenthema. Nicht nur fürs Fotoalbum, sondern vor allem für die Verkehrssicherheit. Denn jedes Jahr entstehen Schäden, weil Weihnachtsbäume schlecht gesichert sind. Ein 20-Kilo-Baum wird bei einem Aufprall schnell zum Gefahrenprojektil.
Deshalb erfährst du in diesem Beitrag das Beste aus beiden Welten: Kuriose Tannenbaumtransport-Typologie und solide Tipps, wie man’s sicher macht.
Der „Schief-ist-auch-ein-Winkel“-Experte 
Der Baum hängt in 20°-Neigung auf dem Dachträger, das Seil gebunden „wie damals im Zeltlager.“ Sicherheitshinweis: Schräglage erhöht die Windangriffsfläche und damit die Gefahr des Verrutschens. Unbedingt immer mittig fixieren.
Der Heckklappen-Hero 
Baum liegt halb im Kofferraum, Klappe offen, Spanngurt drum. Nadeln überall.“ Sicherheitshinweis: Offene Heckklappe kann gefährlich ausscheren, Sicht nach hinten eingeschränkt. Nur zulässig, wenn Kennzeichen & Licht NICHT verdeckt sind.
Das Nadel-Cabrio 
Baum im geöffneten Cabrio, Stamm zwischen Fahrer und Himmel – fast poetisch. Sicherheitshinweis: Baum muss trotzdem stets fixiert werden, sonst wird er ungeplant zum gefährlichen Flugobjekt. Zudem ist kältebedingte Ablenkung unbedingt zu vermeiden.
Der Kleinwagen-Optimist 
Das Fahrzeug ist fast kleiner als der Baum. Aber die Hoffnung bleibt größer. Sicherheitshinweis: Das Masseverhältnis ist ungünstig. Ragt der Baum vorne über, droht zudem Sichtbehinderung. Unbedingt sehr vorsichtig sichern.
Die rollende Baumschule 
Drei bis fünf Bäume in einem Transporter, teils lose nebeneinander. Sicherheitshinweis: Lose Ladung ist strengstens verboten. Jeder Baum zählt zudem als Ladung und muss einzeln und sicher fixiert werden.
Like a Pro 
Perfekt verzurrt, Stamm nach vorne, Netz drum, Straps in Profi-X-Verbindung. Sicherheitshinweis: Hier gibt es nix zu sehen. Aber jede Menge abzuschauen.
Was wir gelernt haben – und was jedes Jahr trotzdem wieder passiert:
Menschen unterschätzen das Windverhalten
Ein Baum wirkt wie ein Segel. Ab 50–60 km/h entsteht ein enormer Auftrieb. Schlechte Fixierung + Seitenwind = Baum macht sich selbstständig.
Viele glauben: „Im Kofferraum ist schon okay.“
Ist es – aber nur, wenn:
- die Ladung nicht herausfallen kann,
- keine Leuchten verdeckt werden,
- und die Sicht nach hinten nicht eingeschränkt ist.
In der Realität sieht man oft: 2/3 hängen raus, nur ein Gurt hält’s. Das geht gut – bis es nicht gut geht.
Je kleiner das Auto, desto kreativer die Lösungen
Das ist charmant, aber manchmal gefährlich. Ein Baum darf bis zu 1,50 m nach hinten herausragen – aber nur mit Kennzeichnung (rotes Tuch, maximal 3 m Gesamtüberstand mit Ausnahmegenehmigung).
Die erfolgreichsten Transporte sind die langweiligsten
Das ist die wahre Expertise: Baum richtig verpacken, Druckstellen vermeiden, Stamm nach vorn, Spanngurte übers Kreuz, Netz fixiert, Dachträger geprüft. Wirklich unspektakulär – aber spektakulär sicher.
Weiterführende Infos lest ihr wie so oft bei unseren Freundinnen und Freunden vom ADAC.